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Geschichte der Dorfkirche Schulzendorf

Die Schulzendorfer Kirche ist ein rechteckiger Feldsteinsaal mit Turm aus dem 13. Jahrhundert. Das zweistufige Westportal war festlichen Anlässen vorbehalten, das Nordportal diente als Gemeindeeingang und die südliche Pforte als Priestertür.  In einer zweiten Bauperiode wurde der Turm aufgestockt, was man an der ausschließlichen Verwendung von unregelmäßig geformten Feldsteinen sieht. Gleichwohl war man bemüht, die Steine möglichst gleichmäßig zu setzen. Eine dritte Bauperiode fällt in die nachreformatorische Zeit. Ab etwa 1610 wurden der nördliche Anbau errichtet und der heutige Hochaltar aufgestellt. Auch die Tür der Sakramentsnische dürfte aus dieser Zeit stammen. Im Turm hängen zwei Glocken. Die ältere stammt von Joachim Teskendorf und trägt die Inschrift: „DER SEGEN DES HERN MACHT RICH“ und „ANNO 1569 GOS MICH IOCHIM TESKENDORF“. Auf dem Mantel steht: „CHRISTOFEL PFVL“ mit Wappen. Eine zweite mittelalterliche Glocke musste im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Die zweite Glocke wurde 1654 von Michael Jakob Neuwert, Berlin, gegossen. Im April 1945 wurden das Dach zerstört und das Turmmauerwerk schwer beschädigt. Auch die Orgel, die Fenster, die Kirchenschiffdecke und der Altar hatten erhebliche Schäden davongetragen. Unter großer Beteiligung der Kirchengemeinde erfolgte ab 1950 der Wiederaufbau der Kirche. Im Jahre 1962 wurde eine Innenrenovierung vorgenommen, und in den Jahren 1987 und 1989 erhielt das Außenmauerwerk eine Neuverfugung. Im Innern befindet sich eine gemauerte Altarmensa aus Ziegeln und Feldsteinen, die wohl noch aus dem Mittelalter stammt. Die Altarwand vom Anfang des 17. Jahrhunderts weicht in ihrem Aufbau etwas von den Renaissancealtären der Umgebung ab.  In der Predella findet sich seit der Neufassung von 1974 der Spruch: „Nehmet einander an wie uns Christus hat angenommen zu Gottes Lob. Römer 15,7“.  Darüber steht die Kreuzigungsszene: unter dem Kreuz der Totenschädel Adams, links unten drei würfelnde Soldaten, vorn rechts ein Soldat zu Pferd, dahinter drei Frauen. Der Hintergrund der Szene trägt einen goldenen Grund. Darüber erhebt sich der auferstandene Christus mit Siegesfahne. Links und rechts neben dem Kreuz stehen wohl der Jünger Johannes und Maria. Die Christusfigur wird gerahmt von je zwei Evangelisten, erkennbar an ihren Attributen. Die Bekrönung trägt zwei weitere Figuren. Auch neben der Herrschaftsempore stehen zwei Figuren an der Wand, die mit denen des Altars stilistisch zusammen gehören. Alle Altarfiguren wurden zwischen 1964 und 1974 restauriert. Sie dienten während der Kriegshandlungen 1945 als ‚ „Zielscheiben“, wobei sie schwer beschädigt wurden. Die Pfuels stifteten das Altarretabel und ließen sich gleichzeitig an der Nordseite des Chores eine Herrschaftsempore mit Kamin einrichten, unter der sich die Sakristei befindet.  Hinter dem Altar befindet sich an der Nordseite der Ostwand eine Sakramentsnische mit spätgotischer Tür, deren Beschläge aus reichem Blattwerk bestehen.  Rechts vor dem Altarraum steht an der Südwand die hölzerne gefasste Kanzel. Der polygonale Kanzelkorb wird von einem Volutenfuß getragen. Die Kanzel wurde im Jahre 1742 in der Kirche aufgestellt (Inschrift: „26. July 1742. renov. 1900“). Die Taufe, halblinks vor den Altarstufen stehend, ist aus Stein gearbeitet. Sie ist achtseitig und stammt aus dem 19. Jahrhundert. An der Südwand der Kirche ist ein hölzernes Wandepitaph angebracht, das im Jahre 1747 in diese Kirche kam. Ursprünglich hatte es seinen Platz in der Kirche von Quilitz (heute Neuhardenberg). Die Familie von Pfuel erwarb Schulzendorf im Jahre 1450, und zwar von Heyne von Pfuel, „zu Ranft gesessen“. Sein Sohn und Besitznachfolger Nickel († 1492) war einer der hervorragendsten Vertreter seines Geschlechts. Zunächst finden wir ihn am kurfürstlichen Hof, dann als Doktor beider Rechte und mit mehreren Ämtern versehen als Besitzer auch von Leuenberg, Tiefensee, Werftpfuhl, Steinbeck, Jahnsfelde, Quilitz und Quappendorf. Hier zeichnet sich schon die Verbindung zwischen Schulzendorf und Quilitz ab, die durch das Epitaph dokumentiert wird. In Schulzendorf saßen die Pfuels bis 1846. Das einige Jahre nach 1571 gearbeitete Epitaph ist 3,70 x 2,25 m groß und zeigt im Hauptfeld die von Pilastern gerahmte Kreuzigungsszene, während in der Bekrönung die Auferstehung Christi dargestellt ist. In den vier Ecken finden wir links oben das Pfuelsche, rechts oben das Bredowsche, links unten das Krummenseesche und rechts unten das Arnimsche Wappen. Das bedeutet, dass  Christophs Ehefrau eine Geborene von Bredow war und dass zu den Vorfahren beider auch die im Barnim begüterten Familien von Krummensee und von Arnim gehörten. Christophs Mutter war eine von Krummensee, die Mutter seiner Frau eine von Arnim. Die etwas schwierig zu lesende Inschrift im oberen Feld lautet:  „ EPITAVIUM des Edlen und Ehrvesten Christoff Pfuhll welcher ihn dem Ehestand gelebet 9 jar und Got der her so … ihn mit drey Söhnen und mit drei Töchtern begabet … und ist ihm 1548 Jahre am freitage nach Christi Himmelfart alhier Seliglichen entschlaffen und begraben. Dem Got genade. Ao. 1560. ist der edler und Ehrenvester Melchior Pfuhll gemeldter Christoff Pfuhll Sohn zu Friedersdorf in Got verstorben. Ao. 1571. ist der Ehrnvester Elias Melchior Pfuhll des Christoff Pfuhll Sohn allhier in Gwilitz verstorben und hier begraben. Dem Got genädig Sey. Amen.“ Unter dem Bild ist folgendes zu lesen: „Dis EPITAVIUM Ist von Dem Edlen und Erenvesten Jürgen Pfulenn Seinem seligen Vatern gedechtnis gesetzt worden. Welchem auch der Allmechtigerr Gott ihm Wahren Erkenntniß Seineß Allerliebesten Sons Jesu Christi biß an sein Ende erhalten Wolle. AMEN.“ Danach folgen einige Bibelsprüche. Aus den Inschriften ergibt sich für die bildliche Darstellung, dass Christoph von Pfuel, nachdem er 1548 verstorben war, in seiner Rüstung den Gekreuzigten anbetet in der Hoffnung auf seine eigene Auferstehung. Hinter dem alten Pfuel knien seine Söhne Melchior und Elias Melchior. Der kleine Junge davor ist Jürgen von Pfuel, sein dritter Sohn, der dieses Epitaph zum Gedenken an den Vater hat anfertigen lassen. Rechts stehen die drei Töchter und hinter ihnen die Ehefrau des Christopf von Pfuel. Unter dem Epitaph ist 1747 eine verzierte Schrifttafel befestigt worden, die folgende Inschrift trägt: „Aus Schuldiger Hochachtung vor den Stam Vatter: Dehrer anitzo in Seegen Löbenden dreyen gebrüdern: Als Heine Fridrich Wilhelm. Georg Ludwig Ditloff: und Carll Christoff August von Pfuhll, Königlicher Preußce. Lüitnambts, Ist Dieses Epitavium Von Ihnen aus der Quilitzschen Kirche erkauffet, und alhier zum beständigen Andenken aufgerichtet worden den 20. Sept: 1747.“ Die Tatsache, dass vor 265 Jahren dieses seltene und in unserer engeren Heimat einmalige Epitaph von Quilitz nach Schulzendorf überführt wurde, hat seine frühe Vernichtung verhindert. 1801 nämlich ist die Quilitzer Dorfkirche mitsamt dem ganzen Dorf abgebrannt. Auf der Westempore, die von Pfosten gestützt wird, hat die Orgel ihren Standort. Sie wurde im Jahre 1859 vom Orgelbaumeister Mickley Bad Freienwalde erbaut. Auch die Orgel nahm während des Zweiten Weltkrieges Schaden und wurde in den Jahren 1953/54 durch die Eberswalder Orgelbauwerkstatt A. Kienscherf / Karl Gerbig wiederhergestellt. Die Orgel hat ein Manual, Pedal und elf Register. Die Prospektpfeifen an den Seiten fehlen. (Dr. R. Schmook)

Letzte Änderung am: 24.04.2020